Jochen Kelter neuster Lyrikband "Grönlandsommer" enthält 12 Zyklen mit je 7 Gedichten. Manche Texte sind Notate in lyrischer Prosa, Collagen, politische Kurz-Essays. Der Erinnerungsblick des Autors geht nach innen und nach aussen, sieht prägende Momente seines Lebens und Verheerungen der Geschichte. Ebenso grimmig wie notwendig ist sein Schreiben gegen das Vergessen.
Privatere Texte schildern teils skurrile, teils beängstigende Erlebnisse in den Zwischenwelten der Träume, bedenken die (Un)möglichkeit der Liebe und berichten von den Beschwerden des Alters. Persönliches Leiden steht vor dem Hintergrund von Kriegen und Leid ganzer Völker. Vereinzelt leuchten in diesem verbalen Furor stille Naturimpressionen auf.
"Freunde sind Orte", stellt Kelter fest, aber Orte wie Freunde verschwinden zunehmend in die Vergangenheit, "reduziert auf das Gefäss der Erinnerung". Gleichzeitig gehen immer mehr Werte verloren.
Jochen Kelter schreibt weiter, in zorniger Trauer, traurigem Zorn - und im Wissen, dass er den Lauf der Welt nicht ändern kann: "[?] ich habe niemals auch wenn wir es / glauben wollen haben wir niemals / auch nur ein kleines Rädchen / der Geschichte gedreht [?]"