Trickster treten an der Schwelle zwischen Welt und Transzendenz auf. Ihr Erscheinen unterläuft alle geltenden Unterscheidungen, selbst diejenige zwischen Leben und Tod. Trickster lassen sich daher nur im Übergang zwischen den Differenzen sehen, nie aber fixieren. Historisch und kulturell, sozial und politisch, religiös und epistemologisch entwickeln sie Physiognomien und Genealogien je nach den Wissensordnungen, denen sie entspringen: sei es der Mündlichkeit tribaler Gemeinschaften, sei es der Schriftlichkeit urbaner Gesellschaften.
Die Monographie folgt letzterer Spur. Dabei zeigt sich von Odysseus und Sokrates über Jesus und Ulenspiegel bis zu den Utopiern und Lalen: Die urbanitas der Tricksterfiguren, ihrer Redeweisen und Lebensformen, beruht auf der Parrhesie. An ihrer Ungebundenheit erprobt das menschliche Wissen seine Grenzen, entwickelt die religiöse Intelligenz ihre List. Wie die Münze ein Maß schwankender Werte, ist das frei gebrauchte Wort der eigentliche urbane Trickster.