»Albert Richter ist ein hoch begabter Sprinter, ein talentvoller Rennfahrer, dem der deutsche Radrennsport schon jetzt für alle Zeiten einen Ehrenplatz neben seinen erfolgreichen Größen einräumen muss«, schrieb »Der Deutsche Radfahrer« über einen jungen Mann, der im September 1932 in Rom sensationell Amateur-Weltmeister im Sprint geworden war, noch zahlreiche internationale Medaillen und Bahnklassiker gewann und zu den populärsten Sportlern seiner Generation gehörte. Doch nur wenige Jahre später hieß es in derselben Verbandszeitschrift voller Häme über Albert Richter: »Sein Name ist für alle Zeit in unseren Reihen gelöscht.«
Mit seinem Mut und seiner Geradlinigkeit war Albert Richter bei den Machthabern und Sportfunktionären des Dritten Reiches in Ungnade gefallen. Er stand der nationalsozialistischen Ideologie kritisch gegenüber, verweigerte mehrfach das Tragen von Hakenkreuztrikots und hielt an seinem jüdischen Manager Ernst Berliner fest. Im Jahre 1940 kam Albert Richter im Gefängnis von Lörrach unter mysteriösen Umständen ums Leben. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde er von der Gestapo ermordet.
Der Journalistin Renate Franz ist es dank aufwändiger, akribischer Recherchen und zahlreicher Interviews mit Zeitzeugen gelungen, Licht in das Dunkel zu bringen. Ihre Dokumentation »Der vergessene Weltmeister« rollt das Leben eines ungewöhnlichen Menschen und Sportlers auf und beleuchtet die Umstände seines Todes neu. Viele entlarvende Einblicke in die Geschichte des Radsports und der Stadt Köln in der NS-Zeit machen dieses neu aufgelegte Buch, das sich oft wie ein Krimi liest, zur Pflichtlektüre.