Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Universität Konstanz, Veranstaltung: Proseminar Georg Büchner, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Arbeit ist es, die potenzielle Kritik an einem, zum Zeitpunkt der Abfassung des Lustspiels real existierenden feudalen Gesellschaftssystem durch die Darstellung von Langeweile in einer Komödie mit adligem Personal herauszuarbeiten und darzustellen. Dafür soll im Folgenden zunächst knapp in das Konzept der Langeweile eingeführt werden, um im Folgenden dessen Darstellung in Büchners Lustspiel zu analysieren und schließlich die damit einhergehende Kritik, zum einen am bürgerlichen Leistungsgedanken, zum anderen an der parasitären Langeweile einer "wohlhabende[n] Minorität" zu erfassen und zu deuten.
Mit der Abfassung des Lustspiels Leonce und Lena im Jahre 1836, in welchem das Leiden an der Langeweile des Prinzen Leonce zum komödiantischem Stoff wird, schuf Georg Büchner im Kontext eines spätabsolutistischen Regimes und der brodelnden Unruhe des Vormärz ein Drama von enormer politischer Sprengkraft. In drei Akten findet die literarische Verarbeitung einer Langeweile-Erfahrung zu Hofe des Königreiches Popo statt und die scheinbar immer gleichen Abläufe des höfischen Geschehens werden satirisch zur Schau gestellt. Zum einen werden existenzielle Fragen der Sinnhaftigkeit menschlichen Handelns aufgeworfen und somit das Ideal eines tüchtigen Bürgers infrage gestellt. Zum anderen findet die Entlarvung der Langeweile als Privileg des Adels statt, welcher sich auf Kosten der unteren Gesellschaftsschichten dem Müßiggang hingibt. Das dargestellte Langeweile-Konzept in Leonce und Lena erweist sich also als relativ ambivalent, wird es doch zum einen als Flucht vor der Ökonomisierung aller Lebensbereiche recht positiv dargestellt und zum anderen als Ausdruck adligen Schmarotzertums problematisiert.