Albträume, Angst, immer wieder Arbeitsunfähigkeit. Die Bilder der toten Kinder verfolgen Kriminaloberkommissar i.R. Ernst Kappel, seit er beim Amoklauf von Winnenden 2009 im Einsatz war. Nach dem Täter fahnden, dann eine Nacht in der Rechtsmedizin. Einschusslöcher in den Körpern der Toten zählen und fotografieren. Nach diesem Einsatz ist für ihn nichts mehr wie es vorher war. Er leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, PTBS, doch das weiß er erst viel später. Auf der Suche nach Hilfe stößt er bei Polizeiärzten und Vorgesetzten auf Abwehr statt auf Verständnis.
PTBS - bei der Bundeswehr mittlerweile ein Thema, bei Polizei und Politik nach wie vor ein großes Tabu. Dabei unterliegen Polizisten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen einem deutlich erhöhten Erkrankungsrisiko. Im System Polizei haben solche Erkrankungen allerdings keinen Platz. Das muss Ernst Kappel in seinem langen Kampf gegen das Trauma und den Umgang der Vorgesetzten erfahren. Diese Geschichte ist kein Einzelfall, das belegen Hintergrundgespräche mit renommierten Experten im Anhang des Buches.
Im September 2014 berichtete ARD Report Mainz über die mangelnde staatliche Fürsorge für im Dienst seelisch traumatisierte Polizisten. Dazu erklärte damals der renommierte Kriminologe Prof. Dr. Christian Pfeiffer: "Ein Staat darf so mit seinen Polizeibeamten nicht umgehen. Sie müssen die Sicherheit haben, wenn sie diesen extrem stressbelasteten Beruf wählen, dass er sie dann unterstützt, wenn sie durch diesen Beruf in große Schwierigkeiten geraten sind."
Ähnlich auch Prof. Dr. Günter Seidler, Psychotraumatologe an der Universität Heidelberg: "Bei dem Ausmaß an Belastungen, denen Polizeibeamte ausgesetzt sind, sind das keine Einzelfälle. Polizeibeamte gehören zu den Berufsgruppen, die besonders gefährdet sind. Es geht darum ein heiles Bild aufrecht zu erhalten, es geht darum Kosten zu sparen. Es wird so getan als ob alles in Ordnung sei. De facto ist nicht alles in Ordnung."