Zweihundert Jahre nach Goethes westöstlichem Diwan und mitten in einer globalisierten Welt scheinen Abendland und Orient einander ferner denn je. Gegenseitige Missverständnisse und Bedrohungen, tatsächliche und gefühlte, sind der Nährboden für Spannungen und Konflikte zwischen Ost und West. Der Autor, der seit Jahren abwechselnd in Deutschland und in einem jemenitischen Wüstenstädtchen lebt, geht den vielfältigen heißen Eisen der aktuellen Debatten nach und beleuchtet sie von der Sichtweise beider Kultursphären aus: Kreuzzüge und Kolonisation, Glaubensregeln und Demokratieverständnis, Frauenrechte und Gewaltausübung, Kulturvielfalt und Integration. Informativ, spannend und dialektisch wird aufgezeigt, dass Pluralität kein Schreckensbild sein muss.
Tom Leiermann wurde 1961 in Essen-Werden im Ruhrtal geboren und ist dort aufgewachsen. Das Gymnasium Essen-Werden mit seiner musischen Ausrichtung hatte neben dem Elternhaus Anteil an einem ausgeprägten künstlerischen Interesse, das sich in vielen Zeichnungen, Aquarellen und vereinzelten Ölstudien niederschlug. Nach einer Lehre auf Landwirtschaftsbetrieben des Umlands und Arbeitsaufenthalten bei Bergbauern in der Schweiz studierte er im noch ummauerten Westberlin Architektur. Reisen und Studienaufenthalte in Marokko, dem Sudan und Ostafrika begründeten ein besonderes Interesse für das Leben in außereuropäischen Kulturen und Armutsbedingungen. Nach dem Diplom und dem Mauerfall, beides 1989, und einem halbjährigen Zwischenspiel in London ließ sich Tom Leiermann als angehender Architekt in Bremen nieder. Tuschezeichnungen und erste Kurzveröffentlichungen entstanden in dieser Zeit. 2003 geht Tom Leiermann in den Jemen, um dort beim Erhalt der einzigartigen Lehmstadt Shibam und anderen Altstädten mitzuwirken. Seine Erfahrungen mit der fremden Kultur, seine Erkenntnisse bei der Erforschung der historischen Architektur des Landes und die Auseinandersetzung mit den west-östlichen Kulturkonflikten der Zeit wurden Themen, mit denen er sich literarisch beschäftigte.