Sigfried Giedions kurzes, doch eindringliches Manifest «Befreites Wohnen» (1929) ist ein früher Ausdruck der Ideenlehre modernistischen Wohnens. Als solches ist es ein Schlüssel zum tieferen Verständnis der Kernfragen der Internationalen Kongresse Moderner Architektur (CIAM) und der Auseinandersetzung mit der Industrialisierung der Produktionsprozesse sowie ihrem Einfluss auf den öffentlichen Wohnungsbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Manifest Giedions, einem der führenden Verfechter moderner Architektur, bezieht seine argumentative Stärke aus bildlichen Vergleichen und ist das einzige Buch, das der Kunsthistoriker selbst verfasst und gestaltet hat.
Diesen Herbst erscheint erstmalig eine Faksimileausgabe von «Befreites Wohnen». Detaillierte Anmerkungen
sowie ein wissenschaftlicher Essay von Reto Geiser, der das Werk in den Kontext seiner Zeit stellt und seine Relevanz für den zeitgenössischen architektonischen Diskurs hervorhebt, ergänzen den Band.