Ganz nach dem Motto "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, jetzt werden wieder Lyrik-Bände gedruckt", mischt auch der Grandseigneur des Schweizer Poetry Slams wieder im Literaturzirkus mit. Seine Botschaft: "Vive la Résidence!", bereits sein drittes Soloalbum, live aufgenommen im Parterre Basel. Und damit ist man auch zuhause im Ohrensessel mittendrin in Vetters Schweiss treibender Performance, man hört ihn wettern und sinnieren, schmettern und philosophieren.
Vordergründig ist es die gewohnt fulminante Sprechkunst, die Gabriel Vetter seinem Publikum verpasst. Dahinter zielen aber viele seiner Stücke mit spitzen Pfeilen auf die Schweiz, ihre guteidgenössischen Kompromisse genauso wie auf den Kantönligeist. Max Frisch wird mit der Euromaus verhöhnt und Metzgerlehrlinge durch den Fleischwolf der Kunstkritik geschoben. Da wird ganz nebenbei mit Jesus das politische Wesen der Schweiz erklärt, eine Tierkadaversammelstelle vor der Kleinkunst gerettet und ein Mähdrescher-Fahrer zum Philosophen erklärt. Ausserdem: eine Hommage ans Grosi und kurze Texte über die Liebe und den wilden Thurgau.
Das Hörbuch ist angriffig, wütend, satirisch, aber auch versöhnlich humorvoll - Gabriel Vetter beweist einmal mehr seinen Status als fideler Hofdichter am Thron der untergehenden Abendunterhaltung.