Sterne sind aus Plasma und Gas gemacht. Der Vater muss es wissen, ein weit über Salzburg hinaus bekannter Astrophysiker. Hanna Werbezirk hält sie trotzdem für ewig. Und hat wenig Lust, ihm als Assistentin in seinem astronomischen Labor zu dienen. Im
Nachtstudio
hört sie heimlich die Vortragsfolge eines Autors, dessen Name sie sich merken wird. Wiesengrund. Er könnte hilfreich sein, für sie die Frage nach der Beschaffenheit der Sterne zu klären. Seine Worte, wendig und wandlungsfähig, eröffnen ihr den Blick in eine Welt mit eigenen Gesetzen. Das Gefühl einer Komplizenschaft mit dem radiophonen Mitternachtsbesucher macht aus der Lektüre seiner Schriften ein von Herzklopfen begleitetes Ereignis.
Als Studentin der Philosophie reist Hanna einige Jahre später nach Frankfurt am Main, um Wiesengrund
in natura
zu erleben - und gerät in gänzlich neue Sphären. Die politischen Turbulenzen der Zeit wirken auch in ihre neuen Lebensverhältnisse hinein. Vor allem aber steht sie jenem magischen Feld gegenüber, das sie selbst um den hazardeurhaften Denker errichtet hat.
Wiesengrund
ist der zweite Roman der Schriftstellerin, Essayistin und Theaterautorin Gisela von Wysocki nach ihrem gefeierten Romandebüt
Wir machen Musik
. Er handelt von der Annäherung an ein Faszinosum. Und beschreibt die komischen, skurrilen Versuche, aber auch die Vergeblichkeit, seinem beklemmenden Zauber zu entkommen.
»Fassbar wird das Unerhörte dieses Philosophierens auf dem fragilen Fundament der von den NS-Untaten versehrten Nachkriegszeit. Begreifbar wird die... Explosivität von Adornos Denken: ... der Tumult seiner Demontagen, sein Umsturz von Weltbildern. Wysocki beschreibt die Musikalität, die "polyphone Power" dieses Denkens, "wie die freigesetzten Motive nach dem Fall von Europa von Wiesengrund neuartig instrumentiert und thematisch durchgeführt werden."«