Die Sicht der Moderne und mehr noch die aktuelle Architekturkritik prägen heutzutage das Bild des Architekten: Er wird vor allem als Künstler und Schöpfer gesehen, mitunter sogar als 'Star'. Autonomie ist die längst die Maxime. 'Dienst an der Gesellschaft' ist nicht mehr Bestandteil der Debatte. Durch das gesamte 19. Jahrhundert bis hin zu Gropius' Bauhausmanifest (1919) erhallte der Ruf nach dem Architekten als 'Leitfigur'. Schon vor dieser Zeit propagierte der Geniekult nicht nur die Autonomie, sondern auch die Unantastbarkeit des Künstlers. Sowohl der Kulturraum nördlich der Alpen als auch die Zeit um 1700 boten sich an, um die Veränderung des Status und der Bedeutung des Architekten einer Betrachtung zu unterziehen. Der Band dokumentiert die Ergebnisse des Siebten Internationalen Barocksommerkurses der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln. Er befasst sich mit den Kompetenzen des Architekten um 1700 und seiner unterschiedlichen Bedeutung in künstlerischer wie auch in sozialer Sicht. Dies interessiert ganz besonders in einer Zeit, die in der kunsthistorischen Betrachtung mit der Ablösung der italienischen Meister durch einheimische Baukünstler, also mit Wechsel und Veränderung, verbunden wird.